6-8 November 2019
Alpen-Adria-Universität Klagenfurt
Europe/Vienna timezone

Call for Papers

Brauchen Recht und Ethik einander – und wenn ja, inwiefern?
Interdisziplinäre Perspektiven auf ethische wie rechtliche Herausforderungen in der mediatisierten Welt

Call for Papers für die Jahrestagung 2019 des Interdisciplinary Media Ethics Centre IMEC
6.-8. November 2019, Alpen-Adria-Universität Klagenfurt

Recht und Moral bedingen einander und sind doch unterschiedlich konfiguriert. Eine Differenz ließe sich etwa so formulieren: Während das Recht uns sagt, was erlaubt und was strafbar ist, vermittelt uns Moral eher, was (normativ) gewollt und was nicht gewollt ist. Nicht alles muss, nicht alles soll rechtlich reglementiert werden, und doch besteht ein Bedarf an sozialer, gesellschaftlicher wie globaler Verbindlichkeit. Zugleich stehen Recht(swissenschaft) wie Ethik vor gravierenden Herausforderungen im Kontext des Medienwandels wie der Mediatisierung, wenn es darum geht, eine zunehmend globalisierte, medienvermittelte Kommunikation rechtlich zu normieren bzw. rechtliche Normen gegenüber international agierenden (Medien-)Unternehmen durchzusetzen, ethisch plausibilisierte Normen gemeinsam zu formulieren und ethische Verantwortung zu adressieren.

In der Tagung sollen

  • Herausforderungen an der Schnittstelle von Recht und Ethik identifiziert und gemeinsam systematisiert werden,
  • konkrete Schnittfelder zwischen Ethik und Recht bearbeitet und
  • interdisziplinäre Perspektiven entwickelt werden, um rechtliche wie ethische Normen adäquat zu formulieren und verbindlich zu machen.

Schnittfeld 1:
Regulative Ansätze in der Rechtswissenschaft und der Medien- und Kommunikationsethik

Im Bereich der Rechtssetzung sind – zumindest in den meisten Demokratien – direkte Eingriffe in Medien unzulässig (es gelten ein Zensurverbot und das Grundrecht der Meinungsfreiheit). Zugleich besteht ein Konsens darüber, dass die Qualität der Öffentlichkeit und die Qualität der Demokratie in engem Zusammenhang stehen und daher die Sicherung derselben eine wesentliche ordnungspolitische Aufgabe ist. Die theoretische Antwort darauf ist eine Regulierung, die sicherstellt, dass alle Medien bestimmte Mindeststandards erfüllen, ohne inhaltlich einzugreifen oder diese gar ex lege festzulegen. Der Bereich der regulierten Selbstregulierung oder Co-Regulierung stellt eine Nahtstelle zwischen rechtlichen und ethischen Argumenten dar, an der bewusst rechtliche Freiräume im Sinne der Medienverantwortung gefördert und gefordert werden.
Im Bereich der Rechtsdurchsetzung wird allerdings zunehmend deutlich, dass Versuche, global agierende Unternehmen, die sich nationalen Rechtssetzungen entziehen (man denke nur an die Big Five und die von diesen in Verkehr gesetzten Algorithmen), zu verpflichten, sich an bestimmte Rechtsnormen zu halten, an Grenzen stößt. Das deutsche „Netzwerkdurchsetzungsgesetz“ vom 1. 9. 2017 verleiht der Problematik bereits in seinem Namen Ausdruck. Gesucht und formuliert werden sollen interdisziplinäre Vorschläge für Modelle, Anreizsysteme und innovative Formen der Regulierung.

Schnittfeld 2:
Geteilte Herausforderungen im Kontext von Mediatisierung, Digitalisierung und Globalisierung, die interdisziplinär zu bearbeiten wären

Im Rahmen der Tagung soll versucht werden, einen strukturierten Katalog der drängenden
Herausforderungen mit Blick auf Phänomene der Mediatisierung und der Digitalisierung aus rechtlicher wie ethischer Perspektive zu erarbeiten und Potentiale oder konkrete Vorschläge der kooperativen Bearbeitung auszuloten. Dabei soll die Interdisziplinarität nicht auf die beiden akademischen Disziplinen Rechtswissenschaft und philosophische Ethik beschränkt bleiben.
Adressiert werden insbesondere Herausforderungen, die aus der Globalisierung der Medien(kommunikation), der zunehmenden Konvergenz von Medientechnologien (zwischen Maschinen wie zwischen Menschen und Maschinen) und aus globalen, nationalen wie lokalen Ungleichheiten (digitale Spaltung etc.) resultieren. Dazu zählen die Verantwortung der „Produser“ (Axel Bruns) wie auch rechtliche und ethische Komposita der public sphere. Von Interesse sind insbesondere jene Herausforderungen, die die Schnittstelle von Recht und Ethik direkt adressieren und gemeinsam bearbeitet werden sollen.

Schnittfeld 3:
Fragen aneinander, Lösungsvorschläge füreinander

Die Tagung soll zudem einen Raum bieten, um ethische wie rechtliche Fragen, die sich aus anderen fachlichen Disziplinen (z. B. Technik, Wirtschaftswissenschaft, Psychologie etc.) rund um Medien oder digitale Technologien ergeben, gemeinsam zu bearbeiten. Von Interesse sind daher auch wissenschaftliche Reflexionen affiner Disziplinen auf individuelle, institutionelle und gesamtgesellschaftliche Herausforderungen, die Impulse für einen Dialog von Recht und Ethik bieten. Dazu sind Kolleginnen und Kollegen aus allen Fächern eingeladen, sich mit Fragen und Problembeschreibungen einzubringen und innerfachliche Lösungsansätze und Umgangsformen zu beschreiben. Initiiert werden soll ein gemeinsames Lernen über disziplinäre Herausforderungen im Gesamtthema sowie ein interdisziplinärer Diskurs über ethische und rechtliche Perspektiven auf diese Themen- und Fragestellungen. Von großem Interesse sind ferner disziplinäre Lösungsansätze, die rechtliche oder ethische Ansprüche durchsetzbar machen könnten, etwa durch technische Hilfsmittel.

Wichtige Information: Der Call for Papers ist beendet.

Einreichungen für die Tagung senden Sie bitte bis zum 30. Juni 2019 31.07.2019 an das Organisationsteam (IMEC2019@aau.at). Das Abstract sollte einen Umfang von nicht mehr als 8.000 Zeichen (inkl. Leerzeichen) haben. Bitte fügen Sie eine Titelseite mit folgenden Informationen an: Titel des Abstracts, gewünschtes Format der Präsentation (Poster oder Vortrag), Anschrift/Institution sowie Kurzbiografie der einreichenden Person(en).

Wir freuen uns auf Ihre Einreichungen!

Organisationsteam:
Larissa Krainer (erste Sprecherin des IMEC) und Matthias Karmasin (Advisory
Board IMEC), Julia Durau (Univ.-Ass.), Institut für Medien- und Kommunikationswissenschaft, Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, Universitätsstraße 65-67, A-9020 Klagenfurt.